Donnerstag, 3. Februar 2011

Und dein liebstes Märchen?

Küss mich, ich bin ein Prinz!
Markus* hat als Kind gerne Märchen gelesen. In einem interessanten Buch hat er aufgeschnappt, was diese oft Jahrhunderte alten Geschichten für eine Bedeutung haben.

Zugegeben. Märchen sind oft recht grausige Geschichten. Da werden Wölfe aufgeschnitten und Hexen in den Ofen geworfen - und Kinder in einen finsteren Wald geschickt. Als Kind habe ich immer gespannt diesen Geschichten gelauscht und sobald ich lesen konnte, natürlich auch selbst gelesen.


Erst viele Jahre später bin ich drauf gekommen, das Märchen viel mehr sind als spannende Schauergeschichten mit einem "Es war einmal..." am Anfang und einem "sie lebten glücklich und zufrieden an ihr Lebensende" als Abschluss.

Die Geschichten hinter den Geschichten

Einer Vertreter dieser Sichtweise war Bruno Bettelheim, der in seinem sehr bekannten Buch Kinder brauchen Märchen die Klassiker der Gebrüder Grimm und von anderen Autoren (oder einfach über die Jahrhunderte überlieferte Geschichten) auf ihre psychologische Bedeutung hin analysierte. Seine Erkenntnisse waren und sind nicht unumstritten, haben aber auf jeden Fall dazu geführt, dass sich viele Menschen wieder vermehrt mit Märchen beschäftigten.


Seine Interpretation von bekannten Märchen:

  • Bei Hänsel und Gretel, die vom Lebkuchenhaus angelockt und dann dort von der Hexe gemästet werden, wird Kindern erklärt, wie sie die orale Phase überwinden können. Kein Wunder also, dass das als Kind eines meiner Lieblingsmärchen war...
  • Die drei kleinen Schweinchen stehen für die drei Phasen, die man bei der kindlichen Entwicklung durchmacht.
  • Beim Froschkönig geht es um den vernünftigen Umgang mit Liebe und Beziehung.
  • Und Rotkäppchen warnt vor der Verführung junger Mädchen durch hungrige "Wölfe". 

Bruno Bettelheim hat in seinem Buch viele weitere Beispiele angeführt, die zum Nachdenken anregen. Ich finde, dieses Buch und die darin behandelten Märchen sind absolut lesenswert und geben einen Denkanstoss, auch wenn man nicht jeder Interpretation von Bettelheim immer folgen mag.

Übrigens: Was laut Bettelheim alle guten Märchen gemeinsam haben, ist die positive Grundstimmung. Denn gute Märchen haben immer auch ein gutes Ende!

Es heißt ja nicht umsonst: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

* Name geändert

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